Im Herbst 1957 trafen sich auf
Anregung von Josef Moll und Rainer Brungs Paul Moll, Dieter Böll und
der damals mit elf Jahren jüngste Mitstreiter Dieter Dettmer erstmals
in der Gaststätte „Spicher Hof“, um das bis heute so beliebte und
bekannte Tambourkorps „Blau-Weiß“ Spich aus der Taufe zu heben.
Erster Vorsitzender wurde Theodor Kaczmarek, der dem Korps auch den
benötigten Proberaum kostenlos zur Verfügung stellte.
Als weitere
Vorstandsmitglieder wählte man:
Rainer Brungs – zum Ausbilder und 1. Tambourmajor
Paul Moll – zum stellvertretenden Tambourmajor
Hubert Lukas – zum 1. Schriftführer und
Geschäftführer
Nun galt es, Spielleute zu werben und Musikinstrumente zu beschaffen.
Letzteres war um so schwieriger, da dem frischgebackenen Korps
keinerlei finanziellen Mittel zur Verfügung standen. Aber wo Not am
größten – ist bekanntlich Gottes Hilfe am nächsten. Denn einige Tage
nach der Neugründung überraschte Josef Moll seine Vereinskameraden mit
drei neuen Wirbeltrommeln, die er dem jungen Korps spendete. Dank
dieser genialen Spende konnte nun Rainer Brungs mit der Ausbildung an
diesen Instrumenten beginnen. Nach und nach gesellten sich zu den
Trommeln die bisher noch fehlenden Flöten, so das nun mit der
Gesamtausbildung begonnen werden konnte.
Dank der guten Ausbildung, dem Fleiß und Eifer aller Spielleute
schaffte es das Korps schon in verhältnismäßig kurzer Zeit sich am
1.
Mai 1958 erstmals bei der Maikundgebung des Deutschen
Gewerkschaftsbundes in Siegburg der Öffentlichkeit vorzustellen.
Dieser erste gelungene Auftritt stärkte nicht nur das
Selbstverwertrauen jedes einzelnen Spielers, sondern brachte ihnen
auch den ersten Selbsterspielten Lohn für die bisher noch leere
Vereinskasse ein.
Der Drang der Spielleute zu noch größeren Leistungen und die sich
stets steigernde Zahl der öffentlichen Auftritte machte das
aufstrebende Korps bald bis über die Grenzen des Siegkreises hinaus
bekannt. Die Leistungen des jungen Korps wurden allerseits anerkannt
und so war es denn nicht verwunderlich, dass nun auch Freunde und
Gönner das Tambourkorps durch ihre Spenden beim weiteren Aufbau
unterstützten. So sendete zum Beispiel Hermann Lindner zwei
Schwenkfahnen und die eigentliche Vereinsfahne in Samt und Gold.
Wilhelm Wirges spendete den Fahnenschrank und verpflichtete sich
darüber hinaus bis zu seinem Ableben dem Tambourkorps einen
monatlichen Betrag von 50,-- DM zur Verfügung zu stellen. Diesem
Versprechen ist Wilhelm Wirges bis zu seinem Tode treu geblieben,
deshalb wird er auch in den Reihen von „Blau-Weiß“ Spich unvergessen
bleiben.
Das Können und Selbstbewusstsein der Spieler wuchs von Auftritt zu
Auftritt und mit ihm der berechtigte Wunsch, statt – wie bisher stets
– in Räuberzivil nun endlich einmal in einheitlicher Uniform
aufzutreten. Aus finanziellen Gründen konnte der Vorstand dem Wunsche
seiner Spieler vorerst leider noch nicht nachkommen, in Zukunft nur
noch mit einheitlich weißer Hose weißem Hemd aufzutreten. Alle Aktiven
erklärten sich damals bereit, die erste Uniform aus eigener Tasche zu
finanzieren. Eine große Portion Idealismus gehörte schon zu einer
solchen Einstellung. Denn wer seine freien Sonntagnachmittage opfert
und sein Taschengeld für den Aufbau des Vereis zur Verfügung stellt,
dem gebührt der Dank des gesamten Vorstandes und aller Freunde und
Gönnern dieses Vereins.
Nun galt es ein weiteres Übel an der Wurzel zu packen, nämlich die
Spicher Kirmes. Sie musste wegen eines fehlenden Saales wieder neu
belebt werden, aber wie??, zumal dieselbe ja der Gründungstag des
Vereins war. Auch hier fand der Vorstand schnell eine Lösung. Er
erstellte kurzerhand „Auf dem Lommerich“ einem von den Westerwerken
einmalig zur Verfügung gestellten Grundstück, ein 500-Mann-Zelt,
verpflichtete Musik und Unterhaltungskräfte für die Gäste und übernahm
schließlich die Bewirtung der Gäste in eigener Regie, um die Kosten so
niedrig wie möglich zu halten. Ein ungeheurer Aufwand von Vorarbeiten
war erforderlich. Jeder Spieler opferte acht Tage seines
Jahresurlaubs, damit vom Zeltaufbau, dem reibungslosen Ablauf der
darin stattfindenden Veranstaltungen bis zum Abbau des Zeltes alles
termingerecht über die Bühne ging. Ein Scheitern dieses risikoreichen
Unternehmens hätte den sicheren Untergang des noch so jungen Korps
bedeutet. Aus diesem Grund wurden alle anfallenden Arbeiten von den
Spielleuten ehrenamtlich durchgeführt. Nach dieser geglückten
Zeltkirmes beschloss der Vorstand, von nun an jedes Jahr ein Zelt zu
erstellen. Das zweite Zelt wurde auf dem Grundstück des Landwirts
Christian Heep aufgestellt. Danach stellte Toni Vollbach dem
Tambourkorps sein Grundstück an der Kleinbahn kostenlos zur Verfügung.
Nachdem die Proberäume in den Gaststätten Steinbüchel und Kannen sich
als klein erwiesen, stellte Toni Vollbach seinen Kinosaal zur
Verfügung.
5-jähriges Bestehen
1968 konnte das Tambourkorps „Blau-Weiß“ auf sein 10-jähriges Bestehen
zurückblicken. 1. Vorsitzender war damals Adolf Langenfeld
10-jähriges Bestehen
Zahlreiche Pokale, Wimpel und Plaketten konnten bis zu dieser Zeit bei
Wettstreiten und Freundschaftstreffen erworben werden.
Aber nicht nur musizierend, auch karnevalistisch betätigte man sich
später im Spicher Ortgeschehen. So ging erstmals in der
Vereinsgeschichte 1973 aus den Reichen von „Blau-Weiß“ ein Prinz
hervor. Prinz Dieter I. (Dieter Dettmer) mit seinem Adjutanten Karl
Zimmermann steuerten 1972/73 das närrische Schiff sicher durch die
Session.
|
Prinz Dieter I.
|
|
Durch wiederholte Auslandsreisen lernte das Tambourkorps „Blau-Weiß“
1974 das Majorettenkorps Dur Val de Metz aus Frankreich kennen.
Gegenseitige Besuche erwirkten eine echt Freundschaft, die 1976 zur
Patenschaft führte.
Majorettenkorps Dur Val des Metz |
Im Jahre 1976 wurde nach Beschluss der Mitgliederversammlung die
Eintragung ins Vereinsregister Siegburg beantragt. Am 24.10.1977 wurde
der Verein offiziell vom Amtsgericht Siegburg als eingetragener Verein
(e.V.) betrachtet. In diesem Zusammenhang wurde durch den damaligem
Vorstand durchgesetzt, dass im Falle eines Konkurses oder einer
Auflösung des Vereins das Vereinsvermögen nach Begleichung aller noch
ausstehenden Verpflichtungen an das Heim für behinderte Kinder in Troisdorf-Altenrath übergeht.
15-jähriges Bestehen
1980 im Oktober unternahm der Verein mit seinen Aktiven eine 7-tägige
Vereinsfahrt nach Österreich. Sie war als Dankeschön für die
zahlreichen Auftritte der letzten Jahr gedacht, die sich dann in
späteren Jahren in ähnlicher Form wiederholte.
Ferienfahrt nach Österreich
Auch wurde in Spich ein Bürgerhaus gebaut, welches die 21-jährige
Zelt-Kirmes in Spich ablöste. Zur Freude des Vereins konnte aber
festgestellt werden, dass trotz dieser Umstellung die Spicher
Bevölkerung dem Tambourkorps treu blieb und alle Veranstaltungen
hervorragend besucht wurden. In der Karnevalssession 1982/83 stellte
das Tambourkorps „Blau-Weiß“ im Rahmen seines 25-jährigen Bestehen zum
zweiten Mal den Spicher Prinzen. Auserkoren für dieses Amt wurde das
langjährige Mitglied sowie Mitbegründer, Ehrenvorsitzender und
Ehrentambourmajor Paul Moll (stadtschönster Moll) als Prinz Paul II.
Das Amt des Adjutanten übernahm sein langjähriger Freund Christian
Land.
Prinz Paul II.
Dies war dann auch gleichzeitig der Auftakt für das 25-jährige
Vereinsjubiläum 1983. Im August wurden 5 Tage und Nächte
Silberhochzeit gefeiert. Eine neue Standarte, gestiftet von guten
Freunden und Gönnern des Vereins konnte am 14. August 1983 geweiht und
von nun an in Ehren zu allen Festen und Freundschaftstreffen in den
Vereinsreihen getragen werden. Zahlreiche Fahrten über die Stadt- und
Landesgrenzen sowie ins benachbarte Ausland unternimmt das
Tambourkorps regelmäßig bis zum heutigen Tage.
25- Jahre „Blau-Weiß“ |
Immer wieder konnten und können wir mit unserer Musik das Publikum
begeistern. Sei es bei Hochzeiten, Goldhochzeiten,
Geburtstagständchen, Schützenfesten, Wettstreiten oder
Freundschaftstreffen. 1987 war es dann auch an der Zeit, die schon 15
Jahre alten Uniformen durch neue Parade-Uniformen zu ersetzen.
1968 wurde das Tambourkorps „Blau-Weiß“ 30 Jahre alt. Für die vielen
aktiven und inaktiven „Blau-Weiß“ Spicher war das ein willkommener
Anlass, 5 Tage lang auf die groß Pauke zu hauen. Zeitgleich mit der
großen Spicher Kirmes, die vor 30 Jahren auch Anlass für die Gründung
war, fanden alle Veranstaltungen sozusagen in engster Nachbarschaft
zum Kirmesplatz im Spicher Bürgerhaus statt.
Anlässlich des 850. Geburtstages unserer Gemeinde Spich und dem
30-jährigem Bestehen des Tambourkorps „Blau-Weiß“ stellten wir in der
Karnevalssession 1988/89 noch einmal den Spicher Prinzen. Die
Überraschung in dieser 5. Jahreszeit ist den Spicher Karnevalisten und
dem Tambourkorps „Blau-Weiß“ mit dem Prinzen Gerhard Recki und seinem
Adjutanten Rolf Pfeiffer bestens gelungen.
|
Prinz Gerhard I. |
|
Aufgrund einer Einladung der „Münsterdorfer Schuhplattler“ zu ihrem
10-jährigen Bestehen reist der „Närrische Rat“ mit seinem Gefolge nach
Norddeutschland und verbreitete dort rheinischen Frohsinn. Mit im
Gepäck hatte das Tambourkorps „Blau-Weiß“ nicht nur die Instrumente,
sondern auch Kostüme für Trachtentänze und eine Gruppe männlicher
„Bauchtänzerinnen“. Die Darbietungen wurden mit großer Begeisterung
von den Gastgebern, die rheinischen Karneval nur vom Fernsehen
kannten, aufgenommen
|
|
Ruhmannsfelden
Närrischer Rat |
Trachtentänzer/Bauchtänzerinnen |
Vom 06.04 – 14.04.1991 ging das Tambourkorps „Blau-Weiß“ auf große
Reise. Diesmal jedoch nicht nach Norddeutschland, sonder in den
Bayrischen Wald nach Ruhmannsfelden. Auch dort konnte das Korps seine
musikalische Leistung wieder unter Beweis stellen und gab mehrere
Konzerte. Ein Höhepunkt dieser Reise war ein Gemeinschafkonzert auf
dem Marktplatz von Ruhmannsfelden mit dem Musikzug der Freiwilligen
Feuerwehr Ruhmannsfelden. Für die Darbietungen bei diesem Platzkonzert
durften sich beide Gruppen über viel Beifall der zahlreichen Zuhörer
freuen.
Am 15.01.1992 fand in unserem neuen Vereinslokal „Sängerstuben“ die
diesjährige Jahreshauptversammlung statt. Unser bisheriger 1.
Vorsitzender Rolf Pfeiffer, der 20 Jahre aktive Vorstandsarbeit
geleistet hat, stellte sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zur
Verfügung. Als Dank für die geleistete Arbeit wurde er zum
Ehrenvorsitzenden ernannt.
In den 34 Jahren Vereinsgeschichte haben es die jeweiligen amtierenden
Vorstände immer wieder verstanden, Höhen und Tiefen zu meistern und
durch gute, gepflegte Jugendarbeit den Verein bis zum heutigen Tage
lebensfähig zu halten.
Das beweist die Vielfältigkeit unserer Musik und unseres Könnens. Als
Freunde der Volksmusik spielen wir nicht nur Märsche, sonder auch
Walzer und sogar südamerikanische Rhythmen. Durch die Vielfältigkeit
unserer Musik knüpfen wir Freundschaften mit anderen Vereinen nicht
nur in Deutschland, sonder auch über die Landesgrenzen hinaus.
|